Gegen sexualisierte Gewalt im Nachtleben
Feiern, Fummeln, die Nacht durchtanzen, den Alltag vergessen: Unbedingt! Dabei darf nicht vergessen werden: Es gibt Grenzen, auch beim Flirten. Nur ein Ja ist ein Ja. Und sexualisierte Gewalt hat viele Gesichter: Aufdringliche Blicke, blöde Sprüche oder grabschende Hände sind an Partys Realität.
Über Mille Grazie
59 Prozent der Frauen in der Schweiz haben mindestens einmal in ihrem Leben sexualisierte Gewalt erlebt. Dies reicht von unerwünschten Umarmungen über Küsse bis hin zu Vergewaltigungen. Das zeigt die von Amnesty Schweiz beauftragte Befragung im Jahr 2019. Geantwortet haben 4459 Frauen ab 16 Jahren. 42 Prozent der Frauen gaben an, Übergriffe in Clubs oder Bars erlebt zu haben. In den allermeisten Fällen sind es Frauen, die von cis-Männern belästigt werden. Auch transgender und non binäre Personen sind von sexualisierter Gewalt betroffen.
Im 2023 haben fünf Berner Clubs an der ersten Runde des Pilotprojekts «Mille Grazie: Gegen sexualisierte Gewalt im Nachtleben» teilgenommen: Die Clubs Bierhübeli, Dachstock, Gaskessel, ISC und Kapitel Bollwerk haben sich für die Reduktion von sexualisierter Gewalt engagiert und in ihrem Betrieb weitere Massnahmen erarbeitet. In der zweiten Runde im Jahr 2024 sind mit dem Progr, Les Amies, Rathausbar und Stellwerk vier weitere Betriebe hinzugekommen.
Die erste Durchführung
Die Betriebe wurden begleitet, ihr eigenes Awareness-Konzept weiterzuentwickeln, individuelle Massnahmen zu erarbeiten und interne Prozesse zu optimieren. In Schulungen und Workshops lernten Clubmitarbeitende, sexualisierte Gewalt erkennen und wissen, wie sie bei Vorfällen intervenieren können. Zudem tauschten sich die Clubs regelmässig über Herausforderungen und gute Lösungsansätze aus. Für die Nachtschwärmer*innen war die Kampagne «Mille Grazie» auf Plakaten und Flyer sichtbar.
Hintergrund
Der Verein Flirt Don’t Hurt führt das Pilotprojekt «Mille Grazie» im Mandat für die Stadt Bern im Rahmen der Kampagne «Bern schaut hin» durch. Mehr Infos gibts hier: «Mille Grazie: Gegen sexualisierte Gewalt im Nachtleben».
Belästigung beobachtet oder selber betroffen?
Ob im Club, an einem Fest oder Festival: Wer eine sexuelle Belästigung oder Gewalt beobachtet, kann handeln.
- Schritt: Ruhig bleiben
- Schritt: In sicheres Umfeld begeben
- Schritt: Handle nicht alleine, sondern suche Dir Unterstützung beim Personal
- Schritt: Glaube dabei der betroffenen Person – sie hat immer Priorität
- Schritt: Melde den Vorfall beim Meldetool: «Bern schaut hin». Dort werden alle Arten von Belästigungen im Raum Bern statistisch erfasst.
Mehr über die Kampagne «Mille Grazie»
Ausgang macht Spass, wenn sich jede*r wohl fühlt. Sicher fühlt. Frei fühlt. «Mille Grazie» an Alle, die zu einem solidarischen, toleranten und farbigen Nachtleben beitragen! Die Kampagne soll:
- Zum Nachdenken animieren: Wo hört der Flirt auf und wo fängt der Übergriff an? Wann fühle ich mich geschmeichelt und wie reagiere ich, wenn es für mich nicht mehr stimmt? Wie nehme ich nonverbale Signale wie abwehrende Hände oder Kopfschütteln auf? Um sexualisierte Gewalt zu verhindern, kann jede*r bei sich selbst anfangen. Seine eigenen Grenzen kennen, diese kommunizieren und auf die Grenzen anderer Rücksicht nehmen. Denn eines ist klar: Nur ein Ja ist ein Ja. Da gibt es keine Graubereiche dazwischen!
- Zum Handeln auffordern: Es braucht die Augen aller, um einen respekt- und achtvollen Ausgang zu gewährleisten. Die Nachtschwärmer*innen werden aufgefordert, hinzuschauen und aktiv zu werden.
Hintergrund
Das Pilotprojekt ist Teil der Dachkampagne «Bern schaut hin» von der Stadt Bern. Getragen wird das Projekt von Familie & Quartier Stadt Bern (FQSB). Der Fokus des Teilprojektes liegt auf der Reduktion von sexualisierter Gewalt im Nachtleben. Queerfeindlichkeit und andere Grenzüberschreitungen stehen zwar nicht im Zentrum, werden aber immer wieder mitgedacht und mitdiskutiert.
Links
Mit finanzieller Unterstützung der Burgergemeinde Bern und dem Gemeindefond der Stiftung Mercator Schweiz.
Mit freundlicher Unterstützung