Gegen sexualisierte Gewalt im Nachtleben

Feiern, Fummeln, die Nacht durchtanzen, den Alltag vergessen: Unbedingt! Dabei darf nicht vergessen werden: Es gibt Grenzen, auch beim Flirten. Nur ein Ja ist ein Ja. Und sexualisierte Gewalt hat viele Gesichter: Aufdringliche Blicke, blöde Sprüche oder grabschende Hände sind an Partys Realität.

Wieso Mille Grazie?

Sexualisierte Gewalt ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung – auch im Nachtleben.
Clubs, Bars und Veranstaltungsorte sollten sichere Räume für Begegnung, Vielfalt und freie Entfaltung sein. Doch für viele Menschen – insbesondere FLINTA*-Personen sowie queere und rassifizierte Personen – ist diese Sicherheit nicht selbstverständlich. Sie sind häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen und erleben zudem verstärkt Mehrfachdiskriminierung.

Um diesem strukturellen Problem entgegenzuwirken, hat die Stadt Bern das zweijährige Pilotprojekt «Mille Grazie» ins Leben gerufen.

Pilotprojekt 2023 – 2025

Ziel des Projekts war es, gemeinsam mit Betrieben im Nachtleben wirksame Strategien zu entwickeln: zur präventiven Reduktion sexualisierter Gewalt, zum Schutz von Betroffenen und zur diskriminierungssensiblen Gestaltung betrieblicher Strukturen. Getragen wurde das Projekt von einer interdisziplinären Steuergruppe und begleitet von Fachpersonen aus Prävention, Opferschutz und Awareness-Arbeit. Mit «Mille Grazie» setzte die Stadt Bern ein deutliches politisches Zeichen: Öffentliche Sicherheit entsteht nicht erst bei der Intervention, sondern durch Respekt, Empowerment und gemeinsame Verantwortung – auf betrieblicher wie auf gesellschaftlicher Ebene.

Der Verein Flirt Don’t Hurt führte das Pilotprojekt «Mille Grazie» im Mandat für die Stadt Bern im Rahmen der Kampagne «Bern schaut hin» durch. Mehr Infos gibts hier: «Mille Grazie: Gegen sexualisierte Gewalt im Nachtleben».

Ergebnisse

Neun Betriebe beteiligten sich am Pilotprojekt und erarbeiteten eigene Awareness- oder Schutzkonzepte oder entwickelten diese weiter. Insgesamt wurden rund 500 Mitarbeitende geschult. Zudem wurde eine öffentliche Kampagne durchgeführt.

Das Pilotprojekt macht zentrale Herausforderungen sichtbar: Freiwillige Maßnahmen reichen oft nicht aus. Zudem können wirtschaftliche Zwänge Schutzbemühungen schwächen und marginalisierte Gruppen sind in Entscheidungsprozessen weiterhin unterrepräsentiert.

Es braucht bessere Rahmenbedingungen für die Awarenessarbeit: Schutz- und Awareness-Konzepte sollten verbindlich in Bewilligungsverfahren verankert, Schulungen breit angeboten und gesetzliche Mindeststandards definiert werden. Gleichzeitig braucht es eine Stärkung der Täterarbeit und mehr Räume für marginalisierte Perspektiven.

Das Projekt zeigt deutlich: Nachhaltige Prävention im Nachtleben entsteht durch klare Strukturen, ausreichende Ressourcen und eine gemeinsame Verantwortung aller Akteur*innen.

Der Schlussbericht des Projektes wird zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.

Links

Mit finanzieller Unterstützung der Burgergemeinde Bern und dem Gemeindefond der Stiftung Mercator Schweiz.

Mit freundlicher Unterstützung